Uns selbst zu lieben, uns selbst zur Priorität zu machen und unsere eigenen Bedürfnisse zu erfüllen – das ist die Voraussetzung für die Liebe, die wir den Menschen um uns herum geben können.
Doch Systeme, Religionen und Menschen wollten uns glauben machen, dass Selbstliebe gleich Egoismus ist.
Dass wir zu Narzissten werden, wenn wir uns selbst zuerst lieben.
Man sagte uns:
Liebe deinen Nächsten.
Liebe deinen Partner, deine Kinder.
Aber bitte – liebe alle anderen zuerst, bevor du dich selbst lieben darfst.
Nur dann, so hieß es, bist du wertvoll.
Doch das ist verdreht.
Die Wahrheit ist:
Ein Mensch, der sich selbst wirklich liebt, muss anderen nichts wegnehmen.
Ein Mensch, der sich selbst liebt, wird kein Narzisst – er wird frei.
Schauen wir uns den Narzissmus an:
Die Psychologie zeigt, dass Narzissten sich im Innersten ablehnen. Sie suchen Bestätigung von außen, weil innen Leere ist.
Sie brauchen andere, um sich wertvoll zu fühlen.
Ein Mensch in echter Selbstliebe braucht keine ständige Zufuhr von außen – er ist Liebe.
Über Generationen wurde uns beigebracht, dass wir nur wertvoll sind, wenn wir gefallen.
Wenn wir Erwartungen erfüllen.
Wenn wir uns anpassen.
Doch wahre Liebe ist kein Wort, kein Opfer, keine Geste der Selbstaufgabe.
Wahre Liebe ist ein Zustand. Eine Schwingung, die von innen nach außen strömt.
Wahre Liebe ist wie eine Quelle tief im Berg.
Sie sprudelt, weil sie voller Wasser ist,
nicht weil jemand sie dazu drängt.
Jeder, der vorbeikommt, kann darauf trinken,
doch die Quelle gibt, weil sie überfließt –
nicht, weil sie leer werden will.

Wie sieht Selbstliebe im Alltag aus?
• Sag liebevoll Nein, wenn etwas nicht mit deinem Herzen übereinstimmt.
• Nimm dir Zeit für dich, ohne Schuldgefühle – ein Spaziergang, ein Bad, ein Buch, ein Moment Stille.
• Sprich zu dir wie zu einem geliebten Kind – sanft, aufbauend, ermutigend.
• Erkenne deine Grenzen und ehre sie – du musst nicht alles schaffen oder allen gefallen.
• Erinnere dich an deine Stärken – schreib sie auf, feiere sie.
Ein kleine Geschichte:
Die Frau am Fluss
Es gab einmal eine Frau, deren Tage gefüllt waren mit dem Sorgen für andere.
Sie kannte jeden Geburtstag, wusste, wer welchen Tee mochte,
und spürte sofort, wenn jemand traurig war.
Ihr Lächeln war warm – so warm, dass andere darin kurz ihre eigene Kälte vergessen konnten.
Doch niemand bemerkte, dass ihr eigenes Feuer langsam erlosch.
Sie war wie eine Kerze, die für alle brannte,
bis der Docht fast verschwunden war.
Eines Abends, nach einer langen Feier, saß sie in ihrem Auto.
Das Licht der Straßenlaternen zeichnete kleine Schatten in ihr Gesicht.
Plötzlich, ohne Vorwarnung, liefen die Tränen.
Es war kein Weinen aus Ärger, sondern ein Weinen, das aus einer tiefen Leere kam.
„Niemand fragt, wie es mir geht“, flüsterte sie in die Stille.
Und es war, als würde sie sich selbst zum ersten Mal zuhören.
In dieser Nacht träumte sie von einem Fluss.
Sein Wasser war klar, doch sie konnte nicht daraus trinken –
sie war zu beschäftigt, Becher für andere zu füllen.
Am Morgen wachte sie mit einer Entscheidung auf:
Sie würde an diesen Fluss gehen. Wirklich gehen.
Also fuhr sie hinaus, weit weg von den Häusern,
bis der Lärm der Welt hinter ihr verblasste.
Der Wald nahm sie auf wie eine alte Freundin.
Das Rauschen der Blätter klang wie eine Sprache, die sie nie verlernt hatte,
nur vergessen.
Sie fand den Fluss aus ihrem Traum.
Setzte sich ans Ufer.
Die Sonne berührte ihre Haut wie eine sanfte Hand.
Das Wasser glitt an ihr vorbei, unaufhörlich, ohne Hast.
Zum ersten Mal seit Langem tat sie – nichts.
Und genau in diesem Nichts geschah es:
Ein tiefer Frieden breitete sich in ihr aus,
so still, dass er alles übertönte, was sie je geglaubt hatte tun zu müssen,
um wertvoll zu sein.
Von diesem Tag an gab sie immer noch –
aber nicht mehr aus Angst, sonst zu wenig zu sein.
Sie gab, wie der Fluss gibt:
weil er voll ist. Weil er überfließt.
Und in ihrem Lächeln lag nun etwas Neues –
nicht das Lächeln einer, die gefallen will,
sondern einer, die gefunden hat, was sie nie verloren hatte:
sich selbst.
Der wahre Kreis der Liebe
Liebe dich.
Liebe es, dich für dich zu entscheiden – auch wenn andere enttäuscht sind.
Denn wenn dein Herz voll ist, reicht deine Liebe weiter, tiefer, klarer.
Dann siehst du plötzlich, wie das Licht in den Bäumen tanzt,
wie der Atem der Welt dich trägt,
wie ein Lächeln – echt und still – das Herz eines anderen berühren kann.
Selbstliebe ist kein Ende, sie ist ein Anfang.
Sie ist der Ursprung jeder echten Verbindung.
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